Und welche Variante trifft für Sie zu?
Ja, alles hat zwei Seiten – mindestens. Aber das Weihnachtsfest hatte schon immer zahlreiche Facetten, doch das Fest 2020 hatte ganz spezielle. Und zum Teil sicher auch besonders traurige.
Während die Einen nicht nur tief traurig, sondern vielleicht sogar verbittert allein zu Haus saßen, waren garantiert genauso viele ganz glücklich das Fest endlich mal in trauter Zweisamkeit oder im ganz kleinen Kreis begehen zu können. Denn wir wissen doch, auch früher gab es nicht nur eitel Sonnenschein zum Fest der Liebe. Vielleicht hat die Situation in diesem Jahr zu mehr Offenheit und Ehrlichkeit in so mancher Familie geführt. Das wäre dann schon wieder ein positiver Effekt von Covid-19.
Ich habe das große Glück an diesen Tagen nicht allein zu sein. Selbst mein Schwiegersohn wäre enttäuscht wenn ich lieber allein zu Haus bleiben würde. Was ich allerdings auch ganz gut und ohne Bitterkeit könnte. Und das ist es, was das Leben leichter macht. Wenn man in Harmonie mit den Menschen lebt, die einem am wichtigsten sind und wenn man gut mit sich selbst auskommt.
In meinem Leben gab es sehr viele Zeiten des Alleinseins, auch schon als Kind. Das war zumindest früher in Geschäftshaushalten vermutlich oft der Fall. Einerseits war es manchmal beängstigend, andererseits hat es viel
Freiheit geboten. Für mich war also Alleinsein mit Freiheit verbunden. Das Alleinsein habe ich als Notwendigkeit akzeptiert und die Freiheit konnte ich genießen. Ich habe zum Glück die Fähigkeit, mich mehr auf das Positive zu konzentrieren und das Negative weniger zu beachten.
Charlie Rivel
Es hat sich zwar später herausgestellt, dass mir die Zeit damals nicht wirklich gut getan hat, doch ich bin überzeugt, ich habe für‘s Leben gelernt. Doch um das zu verstehen, haben mir Therapien geholfen. Darum halte ich es für wichtig, dass man sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Am besten durch Gespräche und gute dazu passende Bücher, bzw. Seminare. Es ist so erfreulich, dass wir in einer Zeit leben, in der uns diese Möglichkeiten geboten werden. Nur nutzen sollte man sie auch.
So wie es jetzt aussieht werden wir noch für längere Zeit auf zahlreiche Aktivitäten in großer Gesellschaft verzichten müssen. Das Alleinsein oder die Treffen im kleinen Rahmen werden also noch länger zu unserem Alltag gehören. Ganz unabhängig vom Alter. Das Leben wird einfacher, wenn man diese Situation annimmt und sich nicht jeden Tag sagt, wie schrecklich sie ist.
„Ich akzeptiere das was gerade ist und suche nach Verbesserungen.“ Das könnte doch zu einem täglichen Mantra für Sie werden, oder? Gleichzeitig ist es wichtig, sich Menschen aus der näheren Umgebung zu suchen. Für gemeinsame Spaziergänge und Gespräche. Für letzteres darf es dann ja auch jemand aus der Ferne sein. Denn Skype und Zoom und dgl. machen die Kommunikation heutzutage auch über die räumliche Distanz hinweg wirklich einfach. Und ist man dennoch allein kann man sich immer noch auch täglich über die Freiheit freuen, die man hat. Denn man kann tun und lassen was man will und sich darüber freuen was alles allein machbar ist. Niemand redet einem in den Tagesplan rein und man verletzt keinen anderen mit seinen Entscheidungen.
Es kommt einfach immer wieder auf die Perspektive an aus der man eine Situation betrachtet. Manchmal kann dies allerdings bedeuten, dass man seine bestehenden, festen Meinungen hinterfragen muss.
Das kann dann heißen: Alleinsein oder neue Wege beschreiten. In dem Fall wünsche ich Mut für neue Wege.