Wer glücklich sein will, braucht Mut!
Mut zur Veränderung, neue Brücken zu bauen, alte Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.

Seitenwechsel

Vor exakt 38 Jahren war ich zu genau dieser Zeit (Mitte September) in hellster Aufregung und größter Geschäftigkeit, denn mein Reisetermin von Berlin-Ost nach München war auf den 29.09.1982 festgelegt worden. Das habe ich von der entsprechenden Behörde Anfang September erfahren. Die ganze Prozedur meines Ausreiseantrags im Rahmen einer Familienzusammenführung dauerte „nur“ zwei Jahre. Jahre voller Ungewissheit und einem Damoklesschwert in Form eines angedrohten „vergitterten Raumes“ über mir. Doch das Universum hat für wohlwollende Beamte gesorgt und mir einen Gefängnisaufenthalt erspart. Gesetze lassen sich halt auch auslegen. Übrigens, diese Erfahrung habe ich in jüngster Vergangenheit auch hier gemacht. Doch das ist eine andere Geschichte. 

Schon im Winter 2019/2020 hatte ich die Idee zu „Alles hat zwei Seiten“, allerdings noch unter einer anderen Prämisse als jetzt. Denn länger schon befasse ich mich mit dem Thema Veränderungen im Leben und möchte ich anderen Menschen einfach Mut zum Handeln machen. Über die Arbeit mit der Plattform Silberhorizont.de habe ich zu viele von ihnen getroffen, die unzufrieden mit ihrem Leben waren, aber dennoch nichts daran  geändert haben. Mit „Alles hat zwei Seiten“ wollte ich den Blick auf die jeweilige Seite und deren Auswirkungen lenken und zum Handeln auffordern.

Doch dann begann im Februar diesen Jahres gerade mal 8 km von meinem Wohnort entfernt, das gefürchtete Corona Virus auch in Deutschland sein Unwesen zu treiben.  Bis es auch bei uns zum Lockdown kam. Ein unerwartetes und bislang einzigartiges gesellschaftliches Experiment, das das Leben von sehr vielen Menschen inzwischen völlig auf den Kopf und vor unglaubliche Herausforderungen gestellt hat.

Ich hatte Glück. Nur einen Tag vor Inkrafttreten der Ausgangssperre konnte ich noch planmäßig zu meiner Tochter, ein Ost-West-Kind, (Mutter-Ost, Vater-West) fahren, um mit ihr und ihrem Mann den 50. Geburtstag zu feiern. Nur einen Tag später wäre das nicht mehr möglich gewesen.

Ja, für mich begann schon einmal vor reichlich 51 Jahren eine heftige und langjährige Krisenzeit. Erst als Studentin und dann als alleinerziehende Mutter. Zwar waren uneheliche Kinder in der DDR kein gesellschaftliches Drama. Innerhalb der Familien sah es allerdings etwas anders aus. Unter anderem aus dieser Zeit weiß ich, dass man Krisen durchaus übersteht.

Zum jetzigen Zeitpunkt hat „Alles hat zwei Seiten“ auch noch eine ganz andere Bedeutung für mich. Immerhin habe ich fast die Hälfte meines bisherigen Lebens in einer sozialistischen Diktatur gelebt und bin dann zur kapitalistischen Demokratie „übergelaufen“. Ich kenne also noch ein Deutschland mit zwei Seiten und musste mit der jeweiligen klarkommen. Was mir in beiden Fällen nicht immer leicht gefallen ist.

Doch ich habe dadurch gelernt, dass es recht hilfreich ist, beide Seiten einer Medaille zu kennen. So kann man beide Seiten besser verstehen und hält nicht die eine für die allein selig machende. Und gerade das, eine gesunde Skepsis, ist in der jetzigen Zeit der vielseitigen Informationsflut, sehr angebracht. Das ist meine tiefe Überzeugung und darauf werde ich auch öfters zurückkommen. Zur Sicherheit will ich hier versichern, dass ich absolut keiner Partei oder entsprechendem Verein angehöre und in keiner Weise von einer Institution oder Person abhängig bin.

Mir ist aber bewusst geworden, dass ich seit meiner Kindheit nicht unpolitisch war. Gerade da ich beide deutschen Seiten intensiv erlebt habe, habe ich gelernt, dass meine persönlichen Werte für mich das Wichtigste sind. Und je konsequenter man diese Werte lebt, desto zufriedener ist man. Und zufriedene Menschen sind wohl per se gesünder. Ich weiß nicht ob es darüber eine Studie gibt. Ich erlebe es seit vielen Jahren und möchte von dieser Erfahrung gern etwas weitergeben. Auch ohne Psychologin, Therapeutin oder Coach zu sein.

Vor 34 Jahren hatte ich das Glück an einen sehr kompetenten Therapeuten geraten zu sein. Durch ihn lernte ich den Wert sehr guter Seminare und Workshops kennen und schätzen, las hilfreiche Bücher und habe dadurch auch später so manche Krise überwunden. Wie andere Menschen auch, habe ich immer wieder von vorn begonnen und damit reichlich Erfahrungen gesammelt. Sehr froh bin ich, mir eine positive Grundeinstellung zum Leben erhalten zu haben.

Deshalb möchte ich dazu aufrufen, selbst in der aktuellen schwierigen Situation täglich auch das zu sehen, was bei allem Negativen auch an Positiven vorhanden ist.

Alles hat zwei Seiten: Das ist das Gute am Schlechten – und das Schlechte am Guten                                                                  (Werner Mitsch)